Eine MGCC-Tour, ausgerichtet von den MG-Freunden im Norden, geschrieben von Hartmut Henne im Juli 2012.
Weitere Fotos gibt es hier
Motto: Heiter bis wolkig, aber immer stressfrei
Zahlreiche Teilnehmer hatten eine weite Anfahrt. Von einem Pärchen erhielt ich einen interessanten Bericht:
Unsere Anfahrt zum Treffen
Vor uns liegen 400km Luftlinie bis Glückstadt, wir wollen am Freitag-Vormittag losfahren um möglichst auf Nebenstrecken mit der Fähre Wischhafen unser Ziel in Glückstadt zu erreichen. Zwei Tage vorher erhielten wir ein eMail mit wichtigen Hinweisen für die Anfahrt, wir lesen:
Wir müssen über die Elbe (das war klar), entweder
- auf der A7 durch den Elbtunnel, dann A23 oder
- mit der Fähre Wischhafen – Glückstadt
Erfolgt die Anreise am Freitag kann es folgende Staus geben:
- auf der A7 vor dem Elbtunnel, vor dem Nordwestdreieck zur A23
(Verkehrsfluss: Hamburg mit Elbtunnel http://pda.vihh.de/) - oder eine Wartezeit von 1 – 2 Stunden vor der Elbfähre in Wischhafen
(http://www.elbfaehre.de/
Der Link zum Regenradar lautet: http://niederschlagsradar.mobi/
Wir wünschen eine gute Anfahrt.
Na toll, das fängt ja gut an, Stau, Wartezeit und Regen. „Kann sein, muss nicht„, sagt meine bessere Hälfte und „sei etwas zuversichtlicher„. „Lass uns am Freitag-früh losfahren, dann sind wir für alle Eventualitäten gerüstet„, sagt sie. Sie fände es schön, wenn wir die Fähre in Wischhafen nehmen. OK, so machen wir es.
Da wir aus dem Westen kommen nehmen wir zuerst die A1 und verlassen sie noch vor Bremen und fahren zügig auf der B75/B6 bis zur A27, um kurz darauf auf die B74 abzubiegen in Richtung Wischhafen (/B495 ). Zwischendurch rufe ich dank meines neuen Smartphone die Wartezeiten in Wischhafen und die Regenwahrscheinlichkeit ab. Ein Regenband ist hinter uns durch, voraus ist alles frei. Die Wartezeit in Wischhafen beträgt 20 Min.
Noch 25 km bis zur Elbe, wie groß ist die Wartezeit? 45 Min, also zunehmend. Wir sind ja gleich da.
An der Fähre angekommen sehen wir eine lange Auto-Schlange vor uns. Dann sehen wir die Fähre, sie legt voll beladen gerade ab, die andere ist in Warteposition. Die AutoSchlange setzt sich in Bewegung, enorm, was alles so auf eine Fähre passt. Sind wir bei dieser Fähre noch dabei? Noch 4 Fahrzeuge vor uns und Stop, die Ampel springt auf Rot. Gut, dann eben die nächste Fähre, die wir auf der Elbe schon erkennen können. Sie legt an, entlässt Unmengen von Fahrzeugen und wir fahren ganz nach vorn, eine 30-Minütige Seereise mit bester Aussicht liegt vor uns. Für den kleinen Hunger ist an Bord gesorgt, ein WC ist auch vorhanden. Und wie lang war jetzt die Wartezeit?

Wir kreuzen das Fahrwasser der Elbe, ein Frachter kommt in schneller Fahrt auf uns zu, ich denke die Fähre muss ausweichen.
In Glückstadt angekommen sind es noch ein paar km bis zum Treffpunkt, wo wir schon erwartet werden und unsere Unterlagen abholen. Etwas Zeit verbleibt uns zum Check-Inn im Hotel und zum Frisch machen, bevor wir zum Treffpunkt „Alte Mühle“ gehen. Zahlreiche MG-Fahrer sind schon dort, wir sind jedoch nicht die letzten, es gibt ein großes Hallo. Dann folgt die Begrüßung und das Abendprogramm. Soweit zur Anfahrt.
Der Samstag
Treffpunkt und Aufstellung ist am Marktplatz in Glückstadt. Der Bürgermeister von Glückstadt hält eine Ansprache, freut sich, dass wir da sind, wir freuen uns auch, aber am Wetter kann er auch nichts ändern.
Und dann geht es los, die erste Gruppe setzt sich in Bewegung, gefolgt von der zweiten und der dritten. Es wird Zeit sich hinter das Lenkrad zu klemmen.
Jede Gruppe hat einen ortskundigen Guide, so entfällt die Suche nach dem rechten Weg und wir können uns auf die Landschaft konzentrieren. Unser Ziel ist die Schleusenanlage des Nord-Ostsee-Kanals (NOK) in Brunsbüttel, was wir in einer knappen Stunde auf Nebenstrecken erreichen werden.
Wir überqueren das Störsperrwerk, dass seit 1975 dafür sorgt, dass das Hinterland bei Sturmflut nicht „Land unter“ melden muss. Wir fahren durch flaches Land, an Bauernhöfen vorbei, die deutlich höher, auf einer Warft, stehen. Hinter Wilster fahren wir parallel zur Wilster-Au, die über die Stör Zugang zur Elbe hat. Aber merkwürdig, links neben uns die höher gelegene Wilster Au, wir fahren auf der Strasse, die ca, 1-2 mtr tiefer liegt und rechts neben uns die Wiesen, die noch tiefer liegen.
Wir überqueren den NOK auf einer Brücke und haben einen Überblick auf die Schiffe, die dort fahren, wie Containerschiffe aber auch Sportboote. Die Schleusenanlagen sind schon zu sehen.
Vor dem NOK-Gebäude ist ein Parkplatz für unsere 40 Fahrzeuge reserviert, in wenigen Minuten beginnt die Führung durch die Schleusenanlagen, wir werden schon erwartet. Nach einer kurzen Einführung gehen wir zum Aussichtspunkt und haben einen fantastischen Überblick über die Schleusenanlagen mit den verschiedenen Schleusenkammern, den auf eine Schleusung wartenden Schiffen auf der Elbe und auf dem NOK. Die in der Schleusenkammer befindlichen Schiffe liegen direkt vor uns, wir können sie fast mit der Hand greifen. In Abhängigkeit von der Tide in der Elbe werden die Schiffe z.Z. 1,5 mtr angehoben.
Die Containerschiffe, die durch den NOK fahren, sind Zubringer (Feederschiffe), die die Container aus Übersee zu den Bestimmungshäfen, z.B. in Dänemark, Schweden, Finnland, Russland oder Polen bringen. Weiter erfahren wir, dass jedes Schiff, dass in Deutsche Hoheitsgewässer einfährt, sich an einer Zentrale mit seinen Daten wie Schiffsname, Länge, Breite und Tiefe, Bestimmungs- und Herkunftshafen sowie Ladung melden muss. Darauf hin werden die Elbe- und NOK-Lotsen sowie der Liegeplatz im Hafen zugeordnet. Wir sind beeindruckt.
Soviel Seefahrt macht hungrig, gleich gegenüber dem NOK-Gebäude, im Torhaus, ist unsere Mittagsrast geplant, natürlich mit vollem Blick auf den NOK. Die Stunde Mittagspause geht schnell vorbei, ich könnte hier noch stundenlang sitzen und dem Treiben vor den Schleusenkammern zusehen, aber unser Guide drängt zum Aufbruch, die zweite Etappe steht an.
Nach wenigen km stehen wir vor einer Kanalfähre, die uns übersetzen soll. Regelmäßig pendeln sie von hüben nach drüben und kosten nix. Wie bitte, etwas für umsonst? Ja, der NOK ist eine künstliche Wasserstrasse, die vorhandene Landverbindungen quert und laut Kaiserlichem Erlass den Landverkehr kostenfrei bedienen muss. Unsere Gruppe kommt geschlossen mit einer Überfahrt am anderen Ufer an und nach wenigen km erreichen wir unser Ziel, die mit 3,54 mtr. unter Normal-Null (NN = entspricht dem mittleren Meeresspiegel) „Tiefste Landstelle Deutschlands“. Eine vorausfahrende Gruppe verlässt gerade den Parkplatz und wir haben freie Zufahrt. Ein Pfahl gibt die Meeresspiegelhöhen von NN und von den vergangenen Sturmfluten an, die mehrere Meter darüber liegen. An die Markierung von NN kommen wir auch mit ausgestreckter Hand nicht an. Ohne Deiche wäre hier permanent Wasser, je nach Tiede mal mehr mal weniger. Ein Gruppenfoto wird gemacht und weiter geht es, zur Schöpfmühle.
Dort wartet schon Herr Möller, um uns die Funktion einer Schöpfmühle zu erklären. Die Deiche sagt er, schützen uns vor dem Wasser der Nordsee und der Elbe, aber was ist mit dem Regenwasser? Hat die Elbe Niedrigwasser können wir über Siele mit den Sieltoren das Regenwasser abfließen lassen. Der Siel links neben uns, sagt er, hat etwa das Niveau des Mittleren Hochwassers, und rechts davon liegen ca.2,5 mtr. tiefer die Felder, die von Gräben (Grüppen) durchzogen sind. Ohne das Abpumpen des Wassers wäre kaum eine Landwirtschaft und ein auskömmliches Leben in den vergangenen Jahrhunderten und auch heute möglich. Diese Aufgabe übernehmen zahlreiche Schöpfmühlen. Die letzte windbetriebene ihrer Art sehen wir vor uns. Die Technik der Pumpwerke kam erst im 17. Jahrhundert auf und brachte den Bewohnern Wohlstand. Ein sehr interessanter Vortrag folgt und macht deutlich, mit welchen Problemen die damals hier lebenden Menschen zu kämpfen hatten.
Weiter geht es nach Wilster, wo wir uns die Kirche ansehen wollen. Ein imposanter spätbarocker Backsteinbau in Form eines langgestreckten Achtecks (Achteck – da war doch was?), mit großen Rundbogenfenstern, die viel Licht in das Innere lassen.

Langsam kommt Kaffeedurst auf, gut, dass es nur wenige km bis zum Café Sell, mit umwerfendem Blick auf die Elbe, sind, wo Kaffee und Kuchen auf uns warten. Auf der Elbe kommt von links, vom Hamburger-Hafen, ein riesiges Containerschiff, bestimmt mit dem Ziel China. Wie lang mag der wohl sein und wieviel Container mögen an Bord Platz finden? Im Vergleich zu dem Containerschiff, das wir im NOK gesehen haben, ist der einfach gigantisch, es soll aber noch größere Schiffe geben.
Die letzte Etappe steht an, mit der letzten Seilfähre über die Stör nach Glückstadt. Bevor das Störsperrwerk gebaut wurde war ein Überqueren der Stör nur mit einer Fähre möglich.
Pünktlich gegen 18:00 Uhr erreichen wir Glückstadt und können uns bis zum Matjesschmaus im Königskeller noch etwas frisch machen. Der Königskeller ist fast so alt wie die Stadt selbst und wurde vom Gründer, Christian iV. König von Dänemark und Norwegen und Herzog von Schleswig und Holstein als Weinkeller benutzt. Wir finden es gemütlich, so gute Matjes haben wir selten gegessen. Eine unterhaltsame Irish-FolkTanzeinlage wird geboten und wir sind beeindruckt von der Kondition der Damen.
Am Sonntag treffen wir uns wieder am Marktplatz in Glückstadt und nehmen an einer Stadtführung teil. Damals zu Dänemark gehörend wurde Glückstadt als Festungsstadt gegründet, um dem aufstrebenden Hamburg Paroli zu bieten. Von der Stadtführerin erfahren wir noch viele interessante Geschichten und die Stunde vergeht viel zu schnell. Die letzte Etappe steht an, die uns auf verschlungenen Pfaden, entlang des Stördeiches, dann wieder durch einen Buchenwald zu Mike Sander führt, wo wir einen kleinen Mittagsimbiss einnehmen, danach noch Kaffee und Kuchen fassen, um uns dann zu verabschieden und die Heimreise anzutreten.
Und wie war´s?
Alte Freunde getroffen, nette Leute kennengelernt. Gut gegessen, auf flachem Land gefahren, viel Wasser und zahlreiche Schiffe gesehen, die meist befahrene künstliche Wasserstrasse der Welt besucht, von den Sorgen und Nöten der hier lebenden Menschen bei Hochwasser erfahren. Ich höre viel Lob, eine tolle Organisation, soweit ich das mitbekommen habe hat alles reibungslos funktioniert, keine Hektik, kein Stress. Kein Suchen nach dem richtigen Weg, wie sonst, wo der Beifahrer den Kopf in das Roadbook stecken musste. So konnte die Ausfahrt genossen werden.
Auch uns hat es gut gefallen, das Orgateam um Rüdiger, Hartmut, Manfred und Wolfgang.